Impfempfehlung der Krebshilfe nach Todesfall ausgesetzt
Die Bedenken gegen den Impfstoff zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs wachsen: Eine weitere junge Frau berichtet, dass sie nach der Impfung schwere Unterleibskrämpfe bekam. Das Gutachten zum ersten möglichen Todesfall als Folge der Impfung brachte keine Klärung
Wien – Marcus Müllner, der Leiter der für die Meldung von möglichen Impfnebenwirkungen zuständigen Agentur für Gesundheits- und Ernährungssicherheit (Ages) PharmMed erklärte am Donnerstag, dass in den letzten Tagen weitere Meldungen von Ärzten zur HPV-Impfung eingelangt seien. Darunter auch ein Fall von Multipler Sklerose. „Impfungen modulieren prinzipiell das Immunsystem“, sagt Müllner, „in sehr seltenen Fällen kann es hier auch zu schweren Autoimmunreaktionen kommen“. Dass bis zur Manifestation dieser Störungen einige Wochen vergehen, sei nicht ungewöhnlich. „Das Immunsystem braucht einige Zeit, bis eine Reaktion anläuft“, so der Ages-Chef.
Die Zweifel an der Unbedenklichkeit des neuen Impfstoffes gegen humane Papillomaviren (HPV), die Verursacher von Gebärmutterhalskrebs, wachsen damit weiter. Am Donnerstag trat sogar der Impfbefürworter, der Präsident der österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda, auf die Bremse: Er riet vorläufig von Impfungen ab und ließ die Infokampagnen in den Beratungsstellen stoppen. Zumindest so lang, bis die Todesursache jener 19-jährigen Oberösterreicherin, die drei Wochen nach der Impfung plötzlich gestorben ist, vorliegt.
Die Staatsanwaltschaft gab beim Gerichtsmediziner Johann Missliwetz ein Gutachten in Auftrag. Das inoffizielle Ergebnis lautet nach Auskunft des Vaters der Frau: „Es gibt keinen Hinweis, dass die Impfung eindeutig die Todesursache ist, allerdings sei ein Zusammenhang auch nicht auszuschließen.“ Von der Staatsanwaltschaft wurde diese Kernaussage am Donnerstag Abend auf Standard-Anfrage bestätigt.
Meldepflicht-Appell
Die Ages appelliert jetzt an die Ärzteschaft, unbedingt und so rasch wie möglich ihrer Meldepflicht nachzukommen. „Gesetzlich sind Ärzte dazu verpflichtet, die Meldemoral ist allerdings nicht sehr hoch.“ Nur, wenn möglichst breitflächig gemeldet werde, so Müllner, sei es für die Behörden möglich, ein Gesamtbild der Lage zu bekommen.
Dass hier die Dunkelziffer hoch sein dürfte, beweisen einige weitere Fälle von schweren Reaktionen nach der Impfung, die bislang noch nicht ihren Weg zur Behörde gefunden haben. So haben Ärzte die schwere Darmproblematik, mit der die 19-jährige St. Pöltnerin Tatjana Tobias seit der HPV Impfung zu tun hat, nicht an die Ages weitergeleitet. Zwei Wochen nach dem Impftermin am 20. August setzten bei ihr krampfartige Schmerzen im Unterleib ein, die bis heute anfallsartig auftreten. Bis heute ist die Ursache nicht geklärt. „Ich hätte jetzt meinen dritten Impftermin“, sagt Tatjana Tobias, „aber ich werde ihn sicher nicht wahrnehmen, bis ich weiß, woran ich leide.“
Der Chef des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates, Ingomar Mutz, rät ungeachtet derartiger Meldungen weiterhin zur Impfung. Er empfindet auch die Empfehlung der Krebshilfe als „nicht richtig“. „Ich hätte dies unter keinen Umständen getan“, sagte Mutz zum Standard.
Auch das Land Niederösterreich hält an seiner Impfaktion fest. Es handle sich um einen „zugelassenen, sicheren Impfstoff mit nur geringen Nebenwirkungen“, heißt es bei der Landeskrankenanstalten-Holding. Bisher haben sich 50.000 Österreicherinnen impfen lassen, 20.000 von ihnen im Rahmen des niederösterreichischen Pilotprogramms. Statt der üblichen rund 500 Euro werden dann nur 270 Euro für die drei Teilimpfungen fällig. Für den Restbetrag kommt das Land Niederösterreich auf.
Die Entscheidung, die HPV-Impfung in ein nationales Impfprogramm aufzunehmen, trifft die Bundesgesundheitskommission am 28. Jänner. Bis dahin wird auch der Bund keine Empfehlungen, weder für noch gegen eine Impfung abgeben, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. (Kerstin Scheller, Bert Ehgartner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2008)
Krank nach HPV-Impfung
Abstriche sind laut Mediziner eine bessere Vorsorge gegen Krebs - die Bundes­gesundheits­kommission wird erst Ende Jänner eine Empfehlung abgeben
Wien - "Der Impfstoff ist zugelassen und gilt damit als sicher", stellt das Gesundheitsministerium klar. Dennoch, die Zahl der Meldungen über Erkrankungen nach einer Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) - Verursacher von Gebärmutterhalskrebs - nehmen zu.
Mehrere Impfvorfälle
Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits nach einem Todesfall. Eine 19-jährige Oberösterreicherin war voriges Jahr drei Wochen nach der ersten von drei Teilimpfungen in ihrer Wiener Studentenwohnung an Atemlähmung gestorben. Und eine 15-jährige Oberösterreicherin wurde mit einer Gehirnhautentzündung ins Krankenhaus eingeliefert, wie der Standard.at gestern berichtete.
Landesrätin rät von der Impfung ab
Für Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger Grund genug, jetzt jenen Oberösterreicherinnen, die aufgrund der Meldungen an der Unbedenklichkeit der Impfung zu zweifeln begonnen haben, von einer solchen abzuraten. Zumindest so lange, bis die Bundesgesundheitskommission ihre Empfehlung abgeben hat. Das soll am 28. Jänner geschehen.
Regelmäßiger Abstrich zu 99 Prozent sicher
Dann wird den Sozialversicherungsträgern und den Ländern der Endbericht zur Evaluierung vorgelegt. Experten haben geprüft, welche Alternativen es zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge bereits gibt und wie effizient deren Wirkungsweise sei. So garantiere etwa ein regelmäßiger Abstrich ein 99 prozentige Sicherheit, meint das Gesundheitsministerium. Von dem Endbericht werde es auch abhängen, ob die rund 500 Euro teure HPV-Impfung in den nationalen Impfplan aufgenommen wird.
Sicherheit des Impfstoffes nicht bewertet
Die "Sicherheit des Impfstoffes", so stellt das Ministerium klar, wurde jedoch nicht bewertet, auch wenn die Anzahl der Nebenwirkungen steige. Grundsätzlich sind die Ärzte verpflichtet, jegliche Beschwerden, die nach Impfungen oder Medikamenteneinnahmen aufgetreten sind, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit zu melden.
Bekannte Beschwerden
Dort gingen voriges Jahr sieben Mitteilungen über einen zeitlichen Zusammenhang von HPV-Impfung und Nebenwirkungen ein. Patientinnen litten unter starken Kopfschmerzen oder hohem Fieber. Weitere Nebenwirkung: Regelblutungen blieben aus.
Pro-Impfprojekt in Niederösterreich
Das niederösterreichische Landeskrankenhaus Korneuburg stellte noch weitere Reaktionen direkt nach den Spritzen fest: Immer wieder seine junge Mädchen kollabiert, bestätigt Gynäkologieprimar Peter Safar. Doch trotz der nun bekannt gewordenen Zwischenfälle hält das Land an seinem Pilotprojekt fest. Als einziges Bundesland hat es im Mai 2007 eine Impfaktion an Landeskrankenhäusern gestartet. 500 statt 270 Euro kosten den Frauen die drei Teilimpfungen, den Restbetrag übernimmt das Land. 20.000 Frauen, in Durchschnitt zwischen 16 und 20 Jahren, haben sich bereits impfen lassen.
Abstrich wesentlich erfolgreiche Prophylaxe
"Gestern haben wird vom Land die Mitteilung erhalten, es sei keine Gefahr im Verzug und die Aktion ist auf unbestimmte Dauer fortgesetzt," sagt Safar. Das begrüßt der Mediziner nicht. Denn er hält einen österreichweit organisierten Aufbau von Abstrichen für eine wesentlich erfolgversprechendere Prophylaxe als die Impfung mit einem Stoff, der in einem beschleunigten Verfahren zugelassen wurde und über dessen Wirksamkeit es noch keine Langzeitstudien gebe. Aus diesem Grund rät auch das Grazer Frauengesundheitszentrum weiterhin vor übereilten Impfungen ab. (Kerstin Scheller, STANDARD, Printausgabe, 17.01.2007)
Sekoj koj znae germanski neka si procita sto se se pisuva za vakcinata tuka. Ova se dva napisi od mnogute objaveni na ovaa tema vo der Standard.